Kinder können die Gefahren des Straßenverkehrs nicht richtig einschätzen!

Manchmal ist es zum Haare raufen: Kinder reagieren im Straßenverkehr häufig völlig irrational und oft unverständlich für Erwachsene. Was für uns aufgrund jahrelanger Erfahrung selbstverständlich ist, müssen Kinder erst erfahren und erlernen und lassen sich dabei allzu gern ablenken.

Sich "verkehrsgerecht" zu verhalten, muss von Kindern erst erlernt werden!

Kinder möchten auch auf der Straße immer in Bewegung sein und haben es schwer, sich über längere Zeit im Straßenverkehr "defensiv" und "zurückhaltend" zu verhalten. Wir Eltern sollten diese Verhaltensunterschiede kennen, um unsere Kinder entsprechend einschätzen und richtig reagieren zu können.

Als Fußgänger können Kinder frühestens mit 10 Jahren den Anforderungen des Straßenverkehrs vollauf gewachsen sein. Bis zu diesem Alter ist ihr Sehvermögen, ihre Fähigkeit zur Ortung von Geräuschen und ihre Motorik noch nicht ausreichend ausgebildet. Als Fahrradfahrer sollten sie sogar erst mit 14 Jahren eigenständig am Verkehr teilnehmen.

Was Kinder im Straßenverkehr sehen.

Kinder können wegen ihrer geringeren Größe die Straße nicht so überblicken wie Erwachsene. Ihr Blickwinkel ist sehr viel kleiner und häufig sind es parkende Autos, die ihnen die Sicht komplett versperren. Außerdem können sie während der Grundschulzeit -bis zum zehnten Lebensjahr- Entfernung und Geschwindigkeit sich nähernder Fahrzeuge nicht richtig einschätzen.
Von einem 8 Jahre alten Kind darf und kann noch keine verlässliche Links-Rechts-Wahrnehmung verlangt werden. Untersuchungen aus der Praxis haben gezeigt, dass nur gut die Hälfte der Erstklässler, erst nach links und dann nach rechts schauen, bevor sie die Straße überqueren. Auch wenn fast alle Kinder von dieser Regel wussten oder wissen, die konkrete Umsetzung ist in diesem Alter nicht sichergestellt.
Wichtig zu wissen: Damit Kinder verlässlich und auch wahrnehmungsoffen nach rechts und links schauen, müssen sie unbedingt stehen bleiben. Denn beim Laufen -auch über die Straße- haben sie (wahrnehmungstechnisch) nur den Blick nach vorn und in Laufrichtung.

Was Kinder im Straßenverkehr hören.

Bis Kinder das Alter von 6 Jahren erreicht haben, ist es ihnen nur eingeschränkt möglich, Geräusche richtig einzuordnen, ihre Herkunft zu orten und wichtige von unwichtigen zu trennen. Noch dazu überfordert die Vielzahl der unterschiedlichen akustischen Reize im Straßenverkehr (zudem gepaart mit den optischen Eindrücken) die Kinder vollkommen. Sie sind fast permanent abgelenkt und reagieren verständlicherweise häufig "kopflos".

Wie Kinder sich im Straßenverkehr bewegen.

Kleinere Kinder bis zum Alter von 6 Jahren haben meist einen ungezügelten Bewegungsdrang. Sie können noch nicht wirklich unterscheiden zwischen Garten und Parkplatz, zwischen Bürgersteig und Straße. Sie laufen und springen wie immer und reagieren auf äußere Einflüsse spontan: Dadurch wird ihr Verhalten für andere Verkehrsteilnehmer unberechenbar. Kleinere Kinder können eine einmal begonnene Handlung nicht abrupt unterbrechen. Laufen sie einem Ball hinterher, können sie nicht plötzlich anhalten, wenn der Ball auf die Straße rollt.

Was Kinder im Straßenverkehr denken.

Kinder denken und handeln "ich-bezogen"! Das bedeutet, dass sie meinen, dass alles was sie im Straßenverkehr sehen und erkennen, auch die anderen Verkehrsteilnehmer sehen und erkennen. Es ist ihnen bis zum Alter von etwa 8 Jahren unbegreiflich, dass ein Auto einen Bremsweg benötigt, um zum Stehen zu kommen. Schließlich vermögen sie selbst es ja auch (fast) sofort stehen zu bleiben. Erst mit etwa 8 oder 9 Jahren erlernen die Kinder die Fähigkeit, sich auch in Perspektiven von anderen Personen hineinversetzen zu können.

Wie Kinder im Straßenverkehr handeln.

Kleinere Kinder sind noch nicht in der Lage zwei oder mehr Handlungen gleichzeitig zu koordinieren. Wird ihre Aufmerksamkeit durch andere Kinder, durch Tiere oder Spiele gebunden, so ist für die Konzentration auf den Straßenverkehr kein Platz mehr. Ein wirkliches Gefahrenbewusstsein entwickelt sich erst sehr viel später. Frühestens mit 10 Jahren haben Kinder die Fähigkeit entwickelt auch vorausschauend handeln zu können. Aber erst mit 14 Jahren ist ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit so weit entwickelt, dass sie sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren können.


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