Archiv der Kategorie: Produkte unter der Lupe

Erfahrungen und Empfehlungen zu allen Produkten rund um das Thema Kind und Fahrrad. Was ist gut, was ist schlecht, was ist wünschenswert!

Like a Bike Laufräder jetzt ohne PVC

kokua hat auf Testbericht reagiert

Nachdem Öko-Test in seiner Mai-Ausgabe auf zum Teil erschreckende Schadstoffwerte in den Lenkergriffen einiger Laufräder gestoßen ist (zum Testbericht), hat kokua bei seinem Like a Bike Mountain bereits gehandelt. Andere sind noch in der Umstellung und haben den Verzicht auf das gesundheitsgefährdende PVC angekündigt.

Beim Holzlaufrad Like a Bike Mountain waren stark erhöhte Werte des besonders problematischen Dibutylzinns (DBT) und darüber hinaus noch stark erhöhte Werte anderer zinnorganischer Verbindungen gefunden worden. Alle untersuchten Lenkergriffe wiesen zudem schädliche polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) auf.

Zahlreiche Alternativen zum PVC

Polyvinylchlorid (PVC) ist ein im Alltag leider nachwievor häufig anzutreffendes Material (Fußbodenbeläge, Leitungsisolierungen, Gartenschläuche, Duschvorhänge etc.), welches durch die Zugabe von Weichmachern/Phthalaten erst elastisch wird. Zahlreiche dieser Phthalate gelten als stark gesundheitsschädigend (Leber, Niere, Fortpflanzungsorgane) und stehen im Verdacht Krebs auszulösen.

Das der Einsatz dieser Weichmacher bzw. der Import damit ausgerüsteter Produkte nicht rigoros gesetzlich unterbunden wird, ist aus unserer Sicht ein Skandal. Der Lobby sei Dank.
Doch auch die Hersteller -insbesondere Hersteller von Kinderwaren- stehen in der Verantwortung. Spätestens seit den 80er Jahren sind die schlimmen Eigenschaften von PVC und Weichmachern bekannt. Ebenfalls seit dieser Zeit sind aber auch die Alternativen bekannt, die Polyethylene (PE), welche nicht nur in der Gebrauchstauglichkeit, sondern auch im Preis den Vinylchloriden seit Jahren um nichts nachstehen.

Verantwortung, Prävention und Sorgfalt bitte!

Insofern ist es auch nicht akzeptabel, wenn kokua in seiner Stellungnahme / Pressemitteilung schreibt, daß es „mittlerweile“ Alternativen zum PVC gibt. Die gibt es nämlich schon länger als kokua als Unternehmen überhaupt existiert. Eine bedachte und sorgfältige Materialauswahl bei der Entwicklung der Like a Bike Laufräder hätte somit verhindert, dass viele Kinder diesen Schadstoffen überhaupt ausgesetzt gewesen wären. Zu dieser Nachlässigkeit sollte kokua aus unserer Sicht ohne Umschweife stehen, um in der Zukunft glaubwürdig ähnliches zu vermeiden.

Ergebnisse zählen: Unternehmen stellen ihre Produktion um

Wichtig ist jedoch, dass kokua reagiert hat – und das unmittelbar! Die Lenkergriffe bestehen mittlerweile aus thermoplastischen Elastomeren (TPE) und sind an den eingeprägten „Nilpferden“ im Material zu erkennen. Achten Sie beim Kauf bitte auf dieses Zeichen!

Bleibt zu hoffen, dass auch die anderen Hersteller nun schnell reagieren und ihre Fertigung konsequent nach umwelt- und gesundheitsfreundlichen Kriterien ausrichten. Nicht, um im nächsten Test besser dazustehen, sondern weil sie begriffen haben, daß eine umweltverträgliche Produktion heutzutage immer mehr zur Existenzfrage für alle Beteiligten wird. Hoffen wir das Beste.

Wilde Kerle Fahrradhelm wieder lieferbar!

Endlich vorrätig!

Das Warten hat ein Ende. Die deVELOpment engineering GmbH hat uns am Wochenende mit den Kinderhelmen beliefert und vielen Kunden und Kindern, die zum Teil seit vielen Wochen geduldig ausharren, können wir in diesen Tagen endlich die coole Kopfbedeckung zustellen.

Wilde Kerle Helme solange der Vorrat reicht …

Obwohl die nächste Bestellung schon wieder in Arbeit ist, vermuten wir, dass in der nächsten Zeit unser Bestand wieder erschöpft sein wird. Zur Zeit haben wir noch etwa jeweils 10 Helme in den jeweiligen Größen 53-56 cm bzw. 57-60 cm vorrätig. Wer also aufgrund der bescheidenen Lieferfähigkeit dieses Kinderhelmes bislang gezögert hat, der sollte nicht mehr allzu lange warten und bald zuschlagen. Dennoch hoffen wir und sind zuversichtlich, daß die nächste Lieferung weder unsere, noch die Nerven unserer Kunden dermaßen in Anspruch nimmt …! Danke deVELOpment.

Anhänge-Fahrrad von Tchibo erneut getestet

Wieder Schwere Mängel festgestellt

So ideal Anhänge-Fahrräder für Kinder auf den ersten Blick auch erscheinen – so ganz ohne Risiko scheinen nur wenige (und bestimmt nicht die Massenmarkt-Billig-Modelle) betrieben werden zu können.
Nachdem Tchibo bereits im letzten Jahr für ein damals vertriebenes Anhängerfahrrad schwere Schläge einstecken musste (Kupplungsbruch), steht der Konzern mit dem gleichen Produkt nun wieder in der Kritik. Kein Wunder. Hatte das damalig mangelhafte Modell noch EUR 99,- gekostet, so bietet Tchibo das aktuelle Modell für EUR 79,90 (!) an. Sicherheit hat aber -zumindest aus unserer Sicht- einen anderen Preis. Lesen Sie nachfolgend den Original-Text der Stiftung Warentest.

Dreimal Rahmenbruch

Tatsächlich liefert Tchibo das Anhängefahrrad diesmal mit einem Kupplungsstück aus Stahl statt Aluminium aus. Das hält. Allerdings muss die Kupplung auch kaum zeigen, was sie kann. Grund: Im Prüfstand geht bei allen drei test-Rädern der Rahmen kaputt. Bei einem Exemplar knickt das Rohr ein, beim zweiten bricht der Flansch für den Lenker ab und beim dritten schließlich reißt das Rohr. Beim ersten test-Rad wäre wahrscheinlich nichts weiter passiert. Bei einem Riss des Rahmenrohres wie am dritten Rad wäre ein Kind im Fahrbetrieb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestürzt und hätte sich – hoffentlich nicht allzu schwer – verletzt. Ob der Bruch des Lenkerflanschs gefährlich geworden wäre, lässt sich kaum abschätzen. Er trat nicht schlagartig auf.

Riss mit Sturzrisiko

Tatsächlich liefert Tchibo das Anhängefahrrad diesmal mit einem Kupplungsstück aus Stahl statt Aluminium aus. Das hält. Allerdings muss die Kupplung auch kaum zeigen, was sie kann. Grund: Im Prüfstand geht bei allen drei test-Rädern der Rahmen kaputt. Bei einem Exemplar knickt das Rohr ein, beim zweiten bricht der Flansch für den Lenker ab und beim dritten schließlich reißt das Rohr. Beim ersten test-Rad wäre wahrscheinlich nichts weiter passiert. Bei einem Riss des Rahmenrohres wie am dritten Rad wäre ein Kind im Fahrbetrieb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestürzt und hätte sich – hoffentlich nicht allzu schwer – verletzt. Ob der Bruch des Lenkerflanschs gefährlich geworden wäre, lässt sich kaum abschätzen. Er trat nicht schlagartig auf.

Belastung wie im Alltagsbetrieb

Der Prüfstand simuliert die Belastungen im normalen Fahrbetrieb. Die Kupplung des Anhängerads wird eingespannt, der Sattel mit 25 Kilogramm und der Lenker mit 20 Kilogramm belastet und das Hinterrad auf eine Rolle gesetzt. Sie ist angetrieben und simuliert die Fahrt über für normalen Fahrbetrieb in der Stadt typischen Untergrund. Weit kommt keins der Anhänge-Fahrräder aus dem Tchibo-Angebot. Das test-Soll entspricht ungefähr 3 000 Kilometern Fahrbetrieb im Alltag. Doch keins der Anhängefahrräder schafft diese Distanz auch nur annähernd: Eins ist bereits nach umgerechnet nicht mal 250 Kilometern hinüber. Das „ausdauernste“ der drei test-Räder schafft auch nur knapp 1 000 Kilometer. Schwachstelle ist der Rahmen. Er bricht oder reißt allerdings an jeweils unterschiedlichen Stellen.

Tchibo gibt sich überzeugt

Tchibo hat Ende April auf die Schnelltest-Ergebnisse reagiert, hält die Anhänge-Fahrräder aber nach wie vor für sicher. Sie seien vom Tüv Saarland aufwendig geprüft und für sicher befunden worden, teilte das Unternehmen mit. Dennoch werde der Verkauf jetzt zunächst gestoppt und will das Unternehmen weitere Prüfungen in Auftrag geben. Alle Käufer erhalten ein Schreiben, das sie über die Schnelltest-Ergebnisse der STIFTUNG WARENTEST informiert und andererseits auf die Prüfungen des Tüv Saarland und das „Geprüfte Sicherheit“-Attest verweist. Auf Wunsch nimmt Tchibo das Anhänge-Fahrrad zurück und erstattet den Kaufpreis.

Abschließender Kommentar der Stiftung Warentest

Tchibo hat sein Anhänge-Fahrrad für Kinder nachgebessert, aber bei weitem nicht genug. Die Kupplung hält zwar diesmal, doch das nützt gar nichts. Der Rahmen hält nicht. Bei allen drei test-Rädern war das Stahlrohr – trotz „Geprüfte Sicherheit“-Aufkleber – nach kurzer Zeit im Rollenprüfstand kaputt. Einer der Defekte hätte in voller Fahrt wahrscheinlich zu einem schweren und gefährlichen Sturz geführt. Wer eins der Tchibo-Anhänge-Räder gekauft hat, sollte es sicherheitshalber nicht benutzen. Bei Online-Bestellungen gilt stets ein zweiwöchiges Widerrufsrecht. Auch nach Ablauf der Frist haftet Tchibo für einwandfreie Qualität. Mindestens zwei Jahre lang gilt die gesetzliche Gewährleistung. Kommt es wegen eines Produktfehlers zu Verletzungen, hat der Hersteller nach dem Produkthaftungsgesetz vollen Schadenersatz und ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen.

Quelle: Stiftung Warentest, April 2007

Kinderfahrräder – Zwei Reifen für Drei-Käsehochs

ARD Ratgeber Technik vom 14.04.2007

Wir hatten den Sendebeitrag vorab angekündigt und möchten Euch den Inhalt nun nicht vorenthalten. Die Dreharbeiten fanden übrigens im Radhaus Altona in Hamburg statt. Unser Kollege Rüdiger Holst hatte hierbei zahlreiche Gelegenheiten sich mit den Interviewgästen auszutauschen und einen Eindruck von deren Arbeit zu gewinnen.

Herausgekommen ist ein Beitrag des NDR, der das entscheidende Augenmerk auf die Qualität und Langlebigkeit von Kinderfahrrad und Laufrad legt. Aus unserer Sicht gibt er allen Interessierten einen guten Überblick und auch eine gute Kauf-Orientierung für die ersten Kinderfahrzeuge.

Den Textbeitrag von Güven Purtul aus dem Ratgeber Technik Redaktionsteam könnt ihr nachfolgend lesen:

Kinder lieben Bewegung

Mit einem fahrbaren Untersatz vergrößern sie ihren Aktionsradius und tun gleichzeitig etwas für ihre Intelligenz. Längst hat die Wissenschaft bewiesen, wie wichtig Mobilität für die geistige Entwicklung von Kindern ist. Doch womit startet die Karriere der angehenden Radler am besten? Die Auswahl ist groß, es gibt „Hobel“ für alle Altersklassen: vom Dreikäsehoch bis zum Teenager. Für die Allerkleinsten bieten zahlreiche Hersteller fahrbare Untersätze an, mit denen sich Bewegung spielerisch erfahren lässt. Neben Klassikern wie dem Bobby Car gibt es zahlreiche Modelle, mit denen Kleinkinder die Wohnung erkunden können. Mit dem „Wutsch“ bietet Puky neuerdings ein Laufrad mit vier Rädern an. Doch außer beidfüßigem Abstoßen lernen die Kleinen auf solchen Fahrzeugen nicht viel, meint Professor Volker Briese, Fachreferent für Verkehrpädagogik beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Grund: Sie trainieren ihren Gleichgewichtssinn damit kaum.

Los geht es mit dem Laufrad

Experten sind sich einig: Den besten Einstieg ins Radlerleben mit dem größten Lerneffekt bietet das Laufrad. Damit können schon Zweijährige richtig Gas geben. Die motorische Herausforderung ist für dieses Alter perfekt. Als Antrieb und Bremse dienen die Kinderfüße. Spielerisch lernen die Kinder auf den Laufmaschinen das Gleichgewicht zu halten. Damit ersparen sie sich später beim „richtigen“ Fahrrad die leidigen Stützräder.

Laufräder machen auch das Dreirad überflüssig und sind ein guter Ersatz für Kleinkindroller, meint Volker Briese. Ein Laufrad lässt sich einfacher fahren als ein Roller. Letzterer hat jedoch den Vorteil, dass das Abspringen bei brenzligen Situationen leichter fällt.

Da Laufräder als Spielzeug gelten, haben sie keine Straßenzulassung. Deshalb ist keine Sicherheitsprüfung vorgeschrieben. TÜV-Süd und TÜV-Rheinland bieten zwar eine Prüfung für das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) an. Doch kaum ein Produzent lässt sein Laufrad freiwillig testen, da das Geld kostet.

Vorsicht bei Schnäppchen

Doch selbst wenn sie ein solches GS-Zeichen tragen, ist bei Schnäppchen Vorsicht geboten. Im Sommer 2006 rief Tchibo ein Laufrad mit dem Namen „Racing Junior“ zurück, das für 50 Euro verkauft worden war. Begründung: „Die Lenkergabel kann bei Gebrauch brechen.“ Die Verbindung zwischen Lenkstange und Gabel war mit verschraubten Holzteilen denkbar schlecht gelöst. Das Heikle an diesem Fall: Das Laufrad war durch den TÜV-Rheinland geprüft worden. „Wahrscheinlich hat das Tchibo-Laufrad die Normen erfüllt“, sagt Robert Ziegler vom TÜV-Süd, „die Frage ist, ob die Normen ausreichend sind.“

Dass ein Laufrad keine scharfen Ecken und Kanten haben darf, das versteht sich von selbst – eigentlich. Wichtig ist außerdem die Sitzposition. Bei vielen Laufrädern ist der Sattel zu niedrig eingestellt, so dass Kinder nicht frei fahren. Nur wenn die Beine beim „Anschub“ gestreckt werden können, ist die Fortbewegung effektiv. Juliane Neuss vom Fachausschuss Technik des ADFC empfiehlt einen in der Höhe verstellbaren Sattel, damit das Laufrad einige Jahre nutzbar ist. Kritik übt sie am Gewicht vieler Modelle: „Laufräder sind für Kinder ab zweieinhalb bis drei Jahren gedacht. Die Kinder sind sehr leicht, dementsprechend müssen die Räder auch leicht sein. Das heißt: Ein Kind, welches vielleicht 18 Kilo wiegt, sollte kaum mehr als drei bis vier Kilo Laufradgewicht bewegen müssen.“

Leichte Laufräder für leichte Kinder

Das ist am ehesten bei Laufrädern aus Holz gegeben. Ein Klassiker ist z.B. das „Likeabike“ Spoky von Kokua mit Luftbereifung und Speichenrädern. Die Sattelhöhe lässt sich in vier Stufen von 32 bis 41 Zentimeter Höhe einstellen. Mit 3,3 Kilo ist das Spoky leicht, allerdings ist es mit circa 150 Euro auch vergleichsweise teuer.

Es gibt deutlich günstigere Modelle wie das Puky LR1 für knapp 70 Euro. Das bietet einen tiefen Einstieg und ein Trittbrett für sicheres Auf- und Absteigen. Das Stahllaufrad wiegt mit 4,8 Kilo aber deutlich mehr als das Spoky aus Holz.

Es gibt noch schwerere Modelle, wie das „Rennrad“ von Development Engineering. Dessen Vorteil: Ist der Gleichgewichtssinn ausreichend geschult, lassen sich mit wenigen Handgriffen Tretkurbeln und Pedale montieren. Doch kombinierte Laufmaschinen, die sich später zum Fahrrad umrüsten lassen, sind häufig schwer und deshalb für Zwei- bis Dreijährige eigentlich nicht geeignet. So wiegt das „Rennrad“ schon ohne Pedale circa sieben Kilo. Kostenpunkt: 199 Euro.

Ab vier Jahren: Spielrad

Ist der Gleichgewichtssinn ausreichend geschult, wird es Zeit für das erste Spielrad. Das sind Fahrzeuge, die „üblicherweise zum spielerischen Umherfahren im Vorschulalter“ benutzt werden. Die Ausstattung ist kindgerecht: Rücktritt- und Vorderradfelgenbremse, geschlossener Kettenkasten aus Kunststoff, hoher Lenkerbügel, Reifengröße von 12 bis 18 Zoll. Der Rahmen sollte einen tiefen Durchstieg ermöglichen.

Zusätzliche Komponenten wie eine Gangschaltung würden das Kind nur ablenken. Unter acht Jahren haben Kinder Schwierigkeiten, mehrere Bewegungsabläufe miteinander zu koordinieren. Deshalb sollen die Kinder zunächst lernen, in die Pedale zu treten und gleichzeitig die Balance zu halten. Auch die Nutzung der Bremsen statt der Füße ist eine neue motorische Herausforderung. Eine Lichtanlage benötigen Spielräder nicht, da sie üblicherweise nur am Tage auf Spielflächen genutzt werden.

„Stützräder machen lernpsychologisch überhaupt keinen Sinn“, sagt Fahrrad-Experte Gunnar Fehlau, „auf dem Laufrad lernt man den Gleichgewichtssinn perfekt und würde den dann auf einem Fahrrad mit Stützrädern wieder verkümmern lassen.“ Gleichgewicht ist eine dynamische Angelegenheit und lässt sich nicht statisch erlernen. Durch Stützräder würde der Lernprozeß unnötig erschwert. Dennoch stehen Spielräder im Laden häufig mit Stützrädern herum. Der Grund ist, dass die Räder so problemlos von den Kleinen getestet werden können. Nach dem Kauf sollten die Eltern sie jedoch so schnell wie möglich abschrauben.

Kaufkriterien für das erste Kinderfahrrad

Der Rahmen sollte einen niedrigen Durchstieg haben, damit das Kind leicht Auf- und Absteigen kann. Die Sattelhöhe muss so einstellbar sein, dass beide Füße den Boden erreichen. Gelingt das nur mit den Fußspitzen, obwohl sich der Sattel ganz unten befindet, ist der Rahmen zu groß. Zu klein ist er, wenn die Sattelstütze über die Begrenzungsmarkierung herausgezogen ist und dabei beide Füße auf dem Boden aufstehen. Zur Überprüfung der Rahmengröße sollte das Kind Probesitzen.

Kinderräder werden zwar niedrig gebaut, „doch leider auch viel zu kurz“, meint Juliane Neuss. Sie demonstriert das an einem Spielrad, indem sie den Lenker komplett einschlägt, so dass das Lenkerende über den Sattel reicht. „Wenn das Kind jetzt hier auf dem Sattel sitzt, dann kriegt es den Lenker in den Bauch“, kritisiert Neuss. „Das müsste nicht sein, wenn der Lenker zehn Zentimeter weiter weg wäre, dann würden auch die Kinder wirklich entspannt auf dem Rad sitzen.“

Kinderstraßenrad

Das Kinderstraßenrad ist das erste verkehrstaugliche Gefährt für kleine Radler. Es hat mindestens 20-Zoll-Reifen, einen Stahlrahmen mit herabgesetztem Durchstieg, eine Drei-Gang-Nabenschaltung mit Rücktritt, einen einfachen Klappen-Gepäckträger, Schutzbleche und eine Lichtanlage mit Seitendynamo. Damit wiegt es etwa zwei Kilogramm mehr als ein Spielrad.

Günstige Kinderfahrräder sind oft von geringer Qualität. Selten bauen Hersteller extra Teile, die für Kinder geeignet sind. Beispiele sind zu lange Tretkurbeln, die zu einer schlechten Beinhaltung führen oder Bremsgriffe, die für kleine Kinderhände viel zu groß sind. Das kann sich im Ernstfall fatal auswirken.

LKW-Bremsen im Kleinwagen

Ebenso problematisch sind zu scharfe Bremsen. So haben V-Bremsen ein Hebelverhältnis für 28 Zoll, „überbremsen“ aber bei 20-Zoll-Rädern. Da macht ein Kind bei Vollbremsung leicht einen „Abflug“ über den Lenker. Den Herstellern ist nicht mal ein Vorwurf zu machen, denn die Vorschriften sind widersinnig: Ab einer Sattelhöhe von 635 Millimetern gelten Kinderräder normativ als Erwachsenenräder. Deshalb gilt die DIN 14764 nicht nur für City- und Trekkingfahrräder, sondern auch für Kinderräder mit 20-Zoll-Reifen. Die Folge: Kinderräder müssen eine Bremsverzögerung erreichen, die für ein Gesamtgewicht (Fahrer plus Rad) von 100 Kilo reichen würde. „Das ist, als ob man LKW-Bremsen in einem VW-Golf verbauen würde“, meint der Fahrrad-Sachverständige Dirk Zedler.

Weiteres Problem: Eltern kaufen Kinderräder häufig zu groß – zum Reinwachsen. Immer wieder stellen Verkehrserzieher fest, dass die Fahrräder der Kleinen nicht altersgerecht sind. Das gilt vor allem für die beliebten – weil billigen – Räder aus dem Supermarkt. Die glänzen zwar durch allerlei „optischen Schnickschnack“. Eine Federung etwa sieht zwar wichtig aus, ist aber nur unnötiger Ballast, denn auf das geringe Gewicht eines Kindes spricht sie in der Regel gar nicht an. Mit derart unnötiger Ausstattung aufgemotzte Kinderräder wiegen nicht selten an die 20 Kilo und damit zuweilen mehr als die Räder der Eltern, kritisiert Juliane Neuss.

Lieber mitwachsen statt reinwachsen

Deshalb entwickelte sie vor einigen Jahren gemeinsam mit der Firma Patria das Skippy, ein Kinderrad mit tauglichen Komponenten, das mit Vollausstattung inklusive stabilem Gepäckträger 13,5 Kilo wiegt. Das Besondere am Skippy: Es wächst mit seinem Besitzer und zwar nicht nur in der Höhe. Zieht man den Sattel aus, vergrößert sich auch dessen Abstand zum Lenker. Grund: Die Winkel von Sattel- und Lenkerrohr sind unterschiedlich.

Damit eignet sich das Skippy für einen großen Altersbereich. Schon Fünfjährige kommen problemlos mit den Füßen auf den Boden, und eine bequeme Haltung lässt sich bis zu einem Alter von zehn Jahren einstellen. Aber diese Flexibilität kostet mehr als eine Kleinigkeit: Erhältlich ist das Skippy ab 542 Euro, immerhin voll ausgestattet.

Auch die Firma Velotraum baut Räder mit speziell für Kinder entwickeltem Rahmen. Noch leichter als das Skippy, aber mit mindestens 618 Euro auch noch teurer. Eine hochwertige Ausstattung und geringes Gewicht haben eben ihren Preis.

[Quelle: NDR, Ratgeber Technik, Güven Purtul]

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