Mobilität von Anfang an

Ein sicheres Gefühl auf dem Fahrrad zu entwickeln, beginnt schon lange vor dem eigentlichen Radfahren

Haben die Kleinkinder die Krabbelphase überwunden, beginnen sie, mit dem Laufen zunehmend mehr Fähigkeiten und Bewegungen zu koordinieren. Augen-, Fuß- und Armbewegungen als auch Geschwindigkeit und Richtungswechsel bekommen eine immer größere Bedeutung.

Für diese erste Mobilitäts-Phase eignen sich besonders die Rutscher (z.B. von Gepetto) oder der Wutsch (von Puky). Die neuen Bewegungsabläufe mit der Entdeckung von Geschwindigkeit können auf diesen Fahrzeugen spielerisch geübt werden.
Dabei gilt es, immer zu berücksichtigen, daß das Laufen an erster Stelle stehen sollte und diese Fahrzeuge spielerisch und nicht leistungsorientiert eingesetzt werden.
Der Rutscher von Gepetto oder der Wutsch von Puky sind vierrädrige Fahrzeuge, auf denen das Gleichgewicht noch nicht gehalten werden muß, aber eine Fortbewegung durch das Abstoßen mit den Füßen möglich ist.

Als zweite Stufe ist der früher empfohlene Roller vom Laufrad abgelöst worden (z.B. Likeabike von Kokua oder Laufrad von Puky). Das Laufrad hat den Vorteil, daß es schon sehr viel früher eingesetzt werden kann als der Roller. Voraussetzung für den Einsatz eines Laufrades ist, daß das Kind so groß ist, daß es sitzend mit beiden Füßen ganz am Boden stehen kann. Dies ist meistens mit ca. 2 Jahren der Fall.

Der schwerste Schritt für ein Kind ist das Halten des Gleichgewichtes, weshalb sie immer wieder versuchen werden die Füße an den Boden zu bringen – dies verschafft ihnen ein Gefühl von Sicherheit.
Das Laufrad bietet die Möglichkeit, dem Kind ein gutes Sicherheitsgefühl zu vermitteln, da die Füße die antreibende Kraft sind und gleichzeitig trainiert es hervorragend den Gleichgewichtssinn. Dieser ist die Vorraussetzung für das Fahren mit einem richtigen Fahrrad.
Ist das Fahren mit dem Laufrad ausreichend lange trainiert, kann in der Regel mit ca. 4 Jahren direkt auf ein Fahrrad ohne Stützräder umgestiegen werden.

Immer noch glauben viele Eltern, daß das Erlernen des Fahrradfahrens über das Hilfsmittel Stützräder sinnvoll ist. Dies allerdings ist ein Irrglaube!! „Stützräder sind Stürzräder“. „Sie vermitteln dem Kind ein völlig falsches Fahrgefühl …“ kritisiert der Verkehrspädagoge Volker Briese. Insbesondere das Fahren von Kurven führt mit Stützrädern leicht zu Unfällen. Auch später beim Weglassen der Stützräder haben die Kinder nicht das Kurvenverhalten eines Fahrrades erlernt, so daß es auch hier verstärkt zu Unfällen kommt.

2 Gedanken zu „Mobilität von Anfang an“

  1. Natürlich sollte man es den Kindern nicht verwehren, wenn sie Fahrrad fahren wollen, dies auch mit Stützrädern zu tun, wenn sie denn noch zu klein sind, alleine zu fahren.

    Nichtsdestotrotz deckt sich meine Erfahrung sehr mit den Meinungen der Experten.

    Fahrrad fahren wollen ist das eine, aber sich gemeinsam fortbewegen mit den Großen, als auch der spass an einer zunehmenden Geschwindigkeit ist das andere.
    Und da gebe ich dem Laufrad allemal den Vorzug, denn es ist „schnell“ und wendig und bietet trotzdem den (je nach Entwicklungsstand) 2-4 jährigen ein großes Sicherheitsgefühl durch den Bodenkontakt mit den Füßen.

    Ich habe es ehrlich gesagt bisher noch nicht erlebt, dass ein Kind, das ein Laufrad als Vorläufer zum Fahrrad nutzt(e), ein unbedingtes Bedürfnis hatte, Fahrrad zu fahren, bevor es dies eigenständig tun konnte.

    Und wenn ich mir die Bilder vor Augen halte, wie ungelenk und unsicher die Kinder i.d.R. aussahen, die ich mal mit Stützrädern auf der Strasse gesehen habe, dann sehe ich keinen echten Vorteil in den Stützrädern. Vielmehr deckt sich das mit den Expertenmeinungen, dass sich mit Stützrädern zunächst ein völlig falsches Fahrgefühl einstellt.
    Allerdings sehe ich auch, dass man nicht zu dogmatisch sein sollte.
    Wenn die Kinder unbedingt auf einem Fahrrad mit Pedalen (diese könnte man ja sonst auch vorübergehend abbauen) fahren wollen, dann ist es mit Sicherheit kein Frevel, es ihnen auch mit Stützrädern zu ermöglichen.

  2. Man sollte bzgl. Stützrädern die Kirche ein wenig im Dorf lassen. Die typische Balance, die fürs Radfahren nötig ist, lernen die Kinder dort natürlich nicht. Das ist auch nicht notwendig – Körpergefühl lernen sie am besten auf Spielplätzen, beim Klettern etc. Und das Radfahren an sich ist für normal entwickelte Kinder nicht besonders schwer zu erlernen (schwer ist es, richtiges Verhalten im Verkehr zu lernen).

    Daneben bringen Stützräder aber auch einige Vorteile.
    1. Die Kinder bekommen schon früh Spaß am Radfahren. Wenn die Eltern dann auch noch Vorbild sind und Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen, dann ist die Grundlage für eine selbstständige Mobilität in den Jugendjahren schon gelegt.
    2. Die Kinder lernen dann schon das Treten und Bremsen, etwas was sie auf einem Laufrad i.a. noch nicht mitbekommen.

    Meine Kinder wollten mit ca. 2,5 Jahren auch schon Radfahren, also haben sie Stützräder bekommen. Mit ca. 3,5 haben dann beide innerhalb von etwa 30 Minuten das Radfahren ohne erlernt. Der Ältere fuhr letztes Jahr mit 6 Jahren auch schon eine Zweitagestour mit gut 60km mit.

    Stützräder sind natürlich nicht unbedingt nötig, aber man sollte es den Kindern auch nicht verwehren, wenn es ihnen Spaß macht. Denn schleißlich schaden Stützräder auch nicht. Stützräder oder nicht ist eine Frage, deren Antwort man getrost den Kindern überlassen kann.

    Daß es bei Kindern, die früher mit Stützrädern gefahren sind, verstärkt zu Unfällen kommt, ist eine unbewiesene und vermutlich falsche Behauptung, vergleichbar etwa mit dem Glauben an die „Tatsache“, daß Freitag, der 13. Unglück bringt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte diese kleine Aufgabe lösen: *