Keine Elektrofahrräder für Kinder!

Keine verkabelten Kinderfahrräder!Sie sind in aller Munde: Die E-Bikes -auch Pedelecs genannt- dominieren die diesjährige Fahrradmesse EUROBIKE 2010, die morgen in Friedrichshafen ihre Pforten öffnet. Mit prognostizierten Zuwachsraten von über 20% in den kommenden Jahren sollen sie die Fahrräder der Zukunft werden. Für uns vom kinderfahrrad_blog ist das Grund genug, die Frage aufzuwerfen: Wann kommen die ersten Kinderfahrräder mit Hilfsmotor?

E-Bike Hersteller dringen in alle Marktbereiche vor

Gannz gleich ob Mountainbike oder Familienfahrrad für den Wochenendausflug mit Fahrradanhänger – der Trend zum E-Bike findet sich in allen Produktgruppen der Zweiradbranche wieder. Überall vermuten die Hersteller Absatzpotenziale und bieten spezialisierte E-Fahrräder in nahezu allen Bereichen an. Kein Wunder also, wenn schon in ein paar Jahren (Monaten?) die ersten Kinder lautstark nach elektrischer Unterstützung rufen! Und das zu Recht: Denn warum dürfen Mami und Papi, Oma oder Opa mit verschmitztem Grinsen den Berg hochschweben, wenn die lieben Kleinen sich mit ihrer 3-Gang-Nabenschaltung einen Ast fahren …!? Und wir sind uns sicher: Der verzweifelte Hilferuf der Kinder wird auch in manchen Büroetagen der Fahrradhersteller gern gehört werden. Doch wollen wir das wirklich?

Immer bewegungsärmer – immer übergewichtiger!

Auch dieser gesallschaftliche Trend ist unübersehbar. Doch gerade bei Kindern ist er alarmierend, wie zahlreiche Schuluntersuchungen und Studien belegen.
Wir wollen weder Spielverderber noch Technikverweigerer sein, es gibt sicherlich einige unter uns Erwachsenen, für die ein Elektrofahrrad sinnvoll sein kann, erst recht, wenn damit der Absprung vom Auto auf der täglichen Fahrt zur Arbeit gelingt. Doch für die meisten wird es Freizeitspielerei bleiben – ganz gewiß bequemer, dafür aber mit gravierenden Folgen: Es bröckelt die Vorbildfunktion gegenüber den Kindern, es bröckelt die Wahrnehmumg der eigenen Fitness und es bröckelt dieses herrliche Bein- und Körpergefühl am Ende eines langen Fahrradtages, welches uns sagt: Toll hast Du das gemacht (und zwar nur Du und nicht der Motor!)!

Für Familie und Freizeit: Lieber 3 statt 1!

Tut uns allen also den Gefallen und überlegt noch einmal, wenn ihr mit dem Gedanken spielt ein E-Bike zu kaufen. Dafür bekommt ihr auch 2 oder gar 3 hochwertige (Kinder-)Fahrräder für die gesamte Familie …

Das musste einfach mal gesagt werden … bei diesem ganzen Mega-Hype!

Liebe Grüße
Euer Team vom kinderfahrrad_blog

8 Gedanken zu „Keine Elektrofahrräder für Kinder!“

  1. Hallo zusammen,

    ich bin gerade über die Stichworte Kinder und e-Bike via google auf diese Diskussion gestoßen.

    Seitdem sie angestoßen wurde ist einige Zeit vergangen und inzwischen hat sich gezeigt: E-Bikes / Pedelecs werden immer beliebter. Nicht nur bei Rentnern, sondern inzwischen auch in der Altersklasse Ü50 und jünger.

    Untersuchungen zeigen übrigens, dass Pedelec-Fahrer nicht generell „bequemer“ sind. Sie bewegen sich gern und schieben ihre Leistungsgrenze oft einfach weiter nach oben. Will heißen, sie unternehmen längere Fahrten, bewältigen auch anspruchsvolle Höhenprofile und lassen das Auto deutlich öfter stehen.

    Den Gesundheitsaspekt fördert, dass man bei Pedelecs immer selbst mittreten muss. Sportwissenschaftler sehen hier einen sehr guten körperlichen Nutzen – auch für Ältere, aber genauso für Menschen mit Gelenk- oder Herz-Kreislauf-Beschwerden, die oft nicht mehr Rad fahren würden/könnten.

    Mehr Informationen gibt es u.a. auf
    http://www.e-bikeinfo.de

    … oder in diesem Frühjahr in verschiedenen Fahrradzeitschriften.

    Viele Grüße,
    Reiner Kolberg
    Chefredakteur und Herausgeber e-bikeinfo.de

  2. Hi
    Mein Fahrrad ist leider vor vier Monaten Aus dem Hausflur geklaut worden. Ich fahre viel Rad und grüble darüber, was ich mir als neues Rad holen soll.
    Daher dass ich nicht mehr der Jüngste bin, habe ich über ein E-Bike nachgedacht. Mit diesem ist es dann einfacher, auch weitere Strecken zu radeln. Ich habe bei dieser Seite super Tipps bekommen, aber ich will mir noch mehr Rat anhören.
    Besitzt jemand von euch schon ein Elektro-Bike? Bitte gebt mir weitere Ratschläge

  3. Hallo Bikeblogger,

    nein, „schlimm“ ist es sicherlich nicht, mit einem E-Bike rumzukurven – aber, aus meiner Sicht, in den meisten Fällen vollkommen überflüssig!

    Es geht mir hier nicht darum, irgendetwas schlecht zu machen oder einfach nur dagegen zu sein. Natürlich sind Pedelec-Nutzer genauso liebe Menschen wie alle anderen auch. Und, nochmals ja, sie sollen natürlich auch ihr gutes Recht behalten, sich frei entscheiden zu können, ob sie Füße, Fahrrad, ihr neues E-Bike oder eben das Auto zum Brötchen holen nutzen!

    Aber hilft dieser Hinweis wirklich weiter? Ich gebe zu, mir fehlt angesichts drängender ökologischer Fragen, häufig das Verständnis für Neuentwicklungen, die -marketingtechnisch clever- die „grüne Alternative“ propagieren. Skepsis ist da bei mir angesagt.

    Bisher hat mich nichts und niemand überzeugt, diese Skepsis aufzugeben. Es gibt meines Wissens noch keine Studien darüber, welche Nutzer, wofür ihr Auto stehen lassen und dafür ihr Pedelec benutzen. Wenn das aber tatsächlich mehr sind, als die Nutzer, die ihr Fahrrad stehen lassen, dann wär ich wirklich positiv überrascht.

    Vielleicht bringt uns ja ein Ergebnispapier zu der Fachtagung Elektrofahrräder am jetzigen Freitag ein wenig weiter … darauf wäre ich gespannt!

    Bis dahin bleibe ich aber bei meiner kritischen Vermutung, dass die Verbreitung von E-Bikes dazu führen wird, dass

    unsere Gesellschaft immer bewegungsärmer wird (und damit einher auch weiter die Vorbildfunktion für unsere Kinder verlorengeht!), und

    die ökologischen Probleme insgesamt (Produktion, Nutzung, Entsorgung) sich leider eher verschärfen werden und das „grüne Image“ was hier aufgebaut werden soll, wieder einmal nichts mit der Realität zu tun hat …

  4. Hallo Bikeblogger!
    „….Pedelec-Besitzer wollen und werden ausschließlich ihr Fahrrad stehen lassen, um auf’s Pedelec umzusteigen, niemand aber sein Auto“
    Genau, so mein ichs. Deine Kritik geht von einer Alternative Auto oder Fahrrad/Pedelec aus. Die Frage stellt sich für die meisten Nutzer gar nicht. Das Fahrrad ist für sie in erster Linie ein Freizeitgerät, zweckgebundene Fahrten werden mit den Auto vollzogen.
    Die Alternative heißt also Fahrrad oder Pedelec oder zu Fuß.
    Diejenigen, die mit dem Fahrrad „zum Bäcker“ fahren statt mit dem Auto, trauen sich auch zu, „einen längeren Ausflug mit dem Rad zu machen“. Unterschätze nicht, wieviel 80jährige es gibt, die ohne Schwierigkeiten 20km-Touren leistungsmäßig schaffen.

  5. Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn man es sexy findet, mit einem E-Bike herumzukurven? Auch derjenige, der sich entscheidet, sich weniger zu bewegen darf dies von mir aus tun. Schade, aber ok. Aber gesellschaftlich weitaus weniger schädlich als das Autofahren.
    Schade wäre es, wenn dies eine Vorbildfunktion für Kinder bedeuten würde – aber das sind doch gerade autofahrende Eltern sowieso. Also würde sich auch in dieser Hinsicht nicht viel ändern, wenn es so käme.

    Aber alle, die eben – auch oder gerade, weil es „in“, „hip“ oder „sexy“ ist, in der Freizeit auf ein Fahrrad steigen, obwohl sie es vorher nicht getan haben, sind doch zu begrüßen!
    Oder die, die nicht nur zum Bäcker mit dem Fahrrad fahren, sondern sich – elektrisch unterstützt – nun auch zutrauen, einen längeren Ausflug mit dem Rad zu machen.
    Ich habe den Eindruck, dass es manchen Kritikern einfach nicht passt, dass ein Motor im Spiel ist. Wenn man sich den Satz von Ralf anschaut, merkt man die Widersprüchlichkeit: „Und deswegen wird auch kaum einer sein Auto in der Garage lassen, weil er ein Pedelec hat.“ Wie soll das gehen? Pedelec fahren ohne das Auto stehen zu lassen? Gleichzeitig? Oder soll es heißen, alle Pedelec-Besitzer wollen und werden ausschließlich ihr Fahrrad stehen lassen, um auf’s Pedelec umzusteigen, niemand aber sein Auto?
    Was nicht sein darf, kann nicht sein? Völlig wertfrei betrachtet werden manche Menschen ihr Fahrrad stehen lassen, manche ihr Auto, um (auf bestimmten Strecken) aufs Pedelec umzusteigen. Und manche Menschen den Bus stehen lassen. Find‘ ich ok und in unserer heutigen Mobilitätsgesellschaft eine völlig gleichberechtigte Lösung.

  6. Hallo BikeBlogger,

    so ganz kann ich Deine Kritik nicht nachvollziehen – zumal Du mir zustimmst, wenn Du sagst, dass E-Bikes auf Freizeitausflügen unter gesunden Nicht-Senioren (ganz egal, ob mit oder ohne Kindern) eigentlich nichts zu suchen haben. Ganz genau das meine ich auch und füge schlicht hinzu: Bei Kindern haben sie erst recht nichts verloren!

    Für mich hat das Argument der zunehmend bewegungsärmeren Gesellschaft und seinen Folgen, ein ganz gehörige Bedeutung!

    Und für mich ist der Hype um diesen angeblichen Zugewinn an Mobilität nichts anderes als eine Folge dieses negativen Trends in unserer Gesellschaft.
    Denn seien wir ehrlich, und da bin ich ganz bei Ralf und anderen Kritikern: Die ganz überwiegende Mehrheit von Pedelecs werden nicht etwa aus ökologischem Antrieb, seine persönliche CO2-Bilanz zu verbessern, gekauft, sondern schlichtweg weil es -auch unter Senioren- sexy und modern zu sein scheint, damit (in der Freizeit!) rumzukurven – vom Statuscharakter, den ein mehrere Tausend Euro teures Pedelec mit sich führt, mal ganz zu schweigen …!

    Insofern ist es natürlich sinnvoll, dieses Marketing cleverer Agenturen und dieses vermeintlich grüne Image der E-Bikes zu hinterfragen (und zu differenzieren, wo andere es nicht tun ;-)).

  7. Es mag Menschen geben, die ein Pedelec brauchen. Indes – ich kenne sie nicht. Und ich bin nicht der einzige:
    http://fahrradzukunft.de/9/elektrorad-kritik/

    Der innere Widerspruch der Pedelecs-Befürworter: wenn die Leistungsfähigkeit zu niedrig ist, dann ist sie auch zu niedrig, ein derartig schweres Gerät zu beherrschen, zu tragen oder auch zu schieben. Insbesonders bei alten Menschen gilt zudem: bevor die Beinmuskeln völlig erschlaffen, sind in der Regel schon andere mentale Fähigkeiten so weit herabgesunken, daß vom Radfahren abgeraten werden muß.

    Bei der E-Hype geht es nicht um behinderte/ schwache Menschen, sondern schlicht um Komfort und Leistungssteigerung.
    Pedelec gehören zur Kategorie Wellness:
    Fitsein ja, aber bitte ohne Anstrengung.
    Und deswegen wird auch kaum einer sein Auto in der Garage lassen, weil er ein Pedelec hat.
    Es ist auch nicht sauber. Abgesehen von der Erstellung der elektrischen Energie ist noch lange nicht geklärt, wie eine Lythium-Wirtschaft ökologisch aussehen soll.

    Zu den Argumenten von BikeBlogger:
    er überschätzt die Leistungssteigerung dank besserer Technik der Erwachsenenräder gegenüber Kinderräder gewaltig. Kinder können durchaus mit den üblichen 15km/h erwachsener Radfahrer mithalten. Selbst mit Spielrädern sind 20km am Stück sind kein Problem – falls die Motivation ausreicht. 25km/h von Pedelecs sind dagegen völlig ausgeschlossen.

    Grüße
    Ralf

  8. Kann dieses Argument wirklich zählen? Dann stelle ich die provokante Forderung: Eltern mit kleineren Kindern dürfen
    – keine leichten Rahmen fahren (das Kinderrad ist ungleich schwerer)
    – keine hochwertige Schaltung haben (am Kinderrad ist auch nur eine 3-Gang-Nabe dran)
    – schon recht keine Kraftfahrzeuge fahren (Kinder dürfen das nicht)
    Andersherum: Oma und Opa können ja einfach zuhause auf dem Sofa sitzen bleiben, wenn ihnen ihr normales Fahrrad zu beschwerlich wird. Oder ins Auto umsteigen. Aber sich bloß nicht durch E-Motoren unterstützen lassen, denn das ist gegen die reine Lehre.
    Sorry, da komme ich nicht mit. Meine Räder sind schneller als die meiner Tochter. Und wenn es sinnvoll ist, würde ich den Weg zur Arbeit – ohne verschwitzt wie jetzt – eventuell auch mit E-Motorenhilfe in kürzerer Zeit zurücklegen. Nicht jeder wohnt direkt neben der Arbeitsstelle, und nicht jeder hat einen funktionierenden ÖPNV zur Verfügung. Es gibt diverse Gründe, warum es legitim ist, sich auf dem langen Weg zur Arbeit, über Hügel etc. unterstützen zu lassen, wenn man dafür auf das Auto verzichten will.
    Nein, auf dem Ausflug mit den Kindern hat das E-Bike bei gesunden Nicht-Senioren nichts verloren. Bei anderen Gelegenheiten kann es ganz anders aussehen.
    Nein, auch ich möchte keine E-Bikes, die mich durch Atomstrom oder durch hohen CO2-Ausstoß von veralteten Kohlekraftwerken antreiben. Wenn E-Bike, dann sauber. Als Alternative zum Auto.
    Ich würde mir ein wenig mehr Differenzierung bei der Bewertung neuer Fortbewegungsmittel wünschen. Sonst bleiben wir stehen: viele Autofahrer, wenig Radfahrer. Das kann nicht das Ziel sein. Besser eine Stadt mit vielen E-Bikes und wenig PKWs als eine mit vielen PKWs und einigen „sauberen“ Fahrrädern.

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